Die inneren Schweinehunde haben uns zeitweise an der Leine. So geht es täglich unzähligen Schülerinnen, Studierenden…vielleicht auch dir…und heute mir! Sie ziehen und zerren uns irgendwo hin…weg von dem, was wir uns vorgenommen haben.
Vielleicht hattest du dir vorgenommen deinen Schreibtisch aufzuräumen und ertappst dich doch immer wieder mit dem Handy in der Hand? Oder wischt noch mal schnell Staub, weil dir der grad ins Auge fällt?
Ganz toll! Die Unzufriedenheit am Ende des Tages, wieder mal nicht das geschafft zu haben, was du dir vorgenommen hast, ist damit vorprogrammiert. Es gibt jedoch einen hilfreichen Trick!
SCHWEINEHUNDE VERSTEHEN
Er (oder sie) liebt das Spiel, mag es gemütlich und verfolgt alles was Freude, Spaß und Entspannung bringt. Das sind beliebte Leckerlis für deinen Schweinehund. Um Anstrengungen und langweilige Aufgaben, macht ein Schweinehund allerdings gern einen riesigen Bogen! Zuweilen setzt sogar spontanes Fluchtverhalten ein.
Schweinehunde stehen für unsere Bedürfnisse und treten manchmal ziemlich beharrlich dafür ein bzw. halten uns von ‚langweiligen‘ oder unüberschaubaren Tätigkeiten ab. Sie wollen gute Gefühle haben und sich wohlfühlen…und zwar immer! Ein Umstand, der bei wichtigen, terminierten Angelegenheiten, wie z.B. eine Bachelor-Arbeit, schnell sehr unangenehm werden kann.
GROßE SCHWEINEHUNDE = PROKRASTINATION
Einige Schweinehunde haben die Fähigkeit so groß zu werden, dass sie ihre Besitzer vollkommen an der Leine haben. Wer mit Aufschieberitis bzw. Prokrastination (lateinisch abgeleitet: auf morgen verschieben) zu tun hat, braucht individuell, passende Strategien, um erwünschte Ergebnisse zu erzielen. Denn selbst, wenn es auf den letzten Drücker mit der Abgabe noch klappt, leidet die Qualität. Jemand kann in zwei Tagen nicht das liefern, was in einem halben Jahr möglich gewesen wäre. Bei Prokrastination spielen vor allem blockierende Emotionen und Gedanken eine Rolle, so dass ein EmotionsCoaching empfehlenswert ist. Anschließend können neue Strategien besser bzw. leichter greifen.
SCHWEINEHUND-LÖSUNGEN
Für kleinere Schweinehunde habe ich ein paar Ideen gesammelt, die ohne tiefgehende Coaching-Kenntnisse umsetzbar sind. Vielleicht probierst du sie mal aus und/oder gibst sie an Coachees weiter.
1. GIB IHR/IHM EINE IDENTITÄT
Sie oder er ist ja ein wichtiger Teil von dir. Gib dieser kleinen Persönlichkeit einen Namen und am besten auch ein Gesicht. Meiner heißt ‚Schlawiner‘ 😉 Wenn du magst, kannst du sie/ihn auch malen. Für Kinder empfehle ich das sehr.
2. WÜRDIGE DIE SCHWEINEHUND-ABSICHT
Sieh und wertschätze die Aufgaben deines Schweinehundes, nämlich auf dein Wohlbefinden und deine Bedürfnisse achtzugeben. Bedanke dich z.B. so: „Hey danke (Schlawiner), dass du wie ein Wachhund auf mich aufpasst.“ Diese Anerkennung wirkt auch ein wenig wie ein Leckerli. So wird aus deinem Schweinehund ein Wachhund.
3. LASS DIE LEINE LOS
Nimm (deine) die Unlust deines Wachhundes wahr und akzeptiere sie. Sage „Stopp und sitzt!“ und lass ihn von der Leine, damit er dich nicht mehr zu einer Ablenkung zerren kann. Sage z.B. „Ich verstehe, du magst dich jetzt lieber entspannen oder vergnügen.“ Denn wenn wir versuchen würden stärker zu sein, kostet das nur unnötig Energie. Außerdem erzeugt Druck nur Gegendruck.
4. VERHANDELN
Nun sei neugierig. Stelle dir deinen Wachhund vor und und frage, was dein Wachhund-Anteil braucht, damit ‚das Bedürfnis UND die Aufgabe‘ erfüllt werden können: „Was brauchst du, um mich die Aufgabe XY zügig erledigen zu lassen?“ Sei gespannt, was sich da meldet. Hier einige Möglichkeiten:
✴️ SINN: ‚Erläutere deine Motive, wozu die Aufgaben gut und dir wichtig ist.‘
✴️ ZIEL & ÜBERBLICK: ‚Liefere ein klares Ziel mit Plan und Teilzielen.‘
✴️ WOHLFÜHL-ATMOSPHÄRE: ‚Schöne Musik oder eine angenehme Umgebung gefällig?‘
✴️ GESELLSCHAFT: ‚Wäre Gesellschaft schön?‘
✴️ UNTERSTÜTZUNG: ‚Wäre Unterstützung für die Umsetzung hilfreich?‘
✴️ ETAPPEN: ‚Größere Aufgaben in Etappen einteilen.‘
✴️ PAUSEN: ‚An Entspannung denken und Pausen einbauen.‘
✴️ BELOHNUNG: ‚Anschließend etwas Schönes machen.‘
✴️ EMOTIONEN: ‚Berichte, wie du dich fühlen wirst, wenn du fertig bist.‘
Es geht also darum, zwei offensichtlich unterschiedlich erscheinende Bedürfnislagen miteinander zu vereinbaren. Einerseits ‚jetzt sofort entspannen‘ (und später schlecht fühlen) oder ‚Aufgabe jetzt erledigen und später entspannen‘ (und sich gut fühlen).
Es kann natürlich sein, dass ihr euch entscheidet die anstehende Aufgabe zu vertagen, wenn eine Bedürfnislage gerade dringender als die Aufgabe ist, z.B. bei Erschöpfung. Dann jedoch nur als Ausnahme und mit einem klaren Alternativplan. Am besten überlegst du dir vorher, welche dringenden Ausnahmen du akzeptieren willst!
Das sind alles Aspekte, die so ein Schweinehündchen, äh Wachhündchen, vorher noch nicht wusste, denn sie gehören zu dem Hundebesitzer, der für den Verstand steht. Also zu dir.
Deshalb ist wichtig, dass du diese Punkte klärst und gemeinsam mit deinem Wachhund eine Übereinkunft triffst, die für euch beide gut ist. So können sich unbewusste Gefühls- und Bedürfnisanteile und bewusste Verstandesanteile annähern. Verschiedene intrapersonale Anteile werden dabei berücksichtigt.
Entscheidet also zusammen, wie ihr gemeinsam die Aufgabe anpackt und trefft eine Vereinbarung. Die könnte so klingen: „Ich erledige zwischen 15:00 und 16:00 zügig meine (Haus-)Aufgabe. weil ich dann entspannt rausgehen kann und für morgen gut vorbereitet bin.“ Überprüfe, ob dein Wachhund damit einverstanden ist. Falls nicht, gemeinsam schauen, woran es hakt. Vielleicht vorab noch 15 Minuten am Handy daddeln oder eine halbe Stunde in den Park gehen? Dafür jedoch unbedingt einen Timer stellen.
LEG LOS UND BLEIBE WACHSAM
Bitte deinen Wachhund evtl. so lange spielen oder auf die Couch zu gehen und fange deine Aufgabe an. Gerade zu Anfang kann es sein, dass der Wachhund die Tendenz hat sich in einen Schweinehund zurückverwandeln. Dann bellt er vielleicht, jault herzzerreißend oder zerrt an deinem Hosenbein. Die Leine hängt jedoch an der Garderobe! Du bist frei für deine Aufgabe! Bleib also konsequent und erinnere dein Wachhündchen an dein Ziel und eure gemeinsame Vereinbarung. Wenn dein Wachhund erlebt, dass dir dein Vorhaben gelingt und du dich einem guten Ergebnis näherst, dann wird sie oder er ganz friedlich und lässt dich weiter dein Ziel verfolgen.
FAZIT
Wer seinen Schweinehund als innere Bedürfnis-Strategie erkennt, wird zukünftig immer schneller bemerken, wann es Zeit ist hinzuhören und die Leine zu lösen.
Wer die Leine loslässt, ist frei und kann die Führung übernehmen. Das klingt paradox, ist jedoch so.
Mit Hilfe des inneren Dialogs kann aus dem Schweinehund, ein Wachhund werden. Ein wesentlicher Beitrag zur eigenen Selbstfürsorge, Selbststeuerung und Intrapersonalen Kompetenz*.
*Rückkopplung mit der eigenen Innenwelt, die dazu befähigt, sich selbst führen zu können.
Wie gehst du mit deinem inneren Schweinehund um? Und was rätst du Schüler*innen und Studierenden? Hast du bewährte Tipps? Dann teile diese gern unten in den Kommentaren.
Vielen Dank und sonnige Grüße 🔆
von Farida
LERNCOACHING MEETS EMOTIONSCOACHING
Kommst du bei starken Lern- und Prüfungsblockaden, die mit hartnäckigen Glaubenssätzen und starken Emotionen verbunden sind, im LernCoaching oder in der Lerntherapie manchmal nicht weiter?
Wie soll ein Kopf, der mit Stress und Aversionen zu kämpfen hat, vorankommen und volle Leistung zeigen können?
Emotionen wie Angst, Scham oder Hilflosigkeit werden in einem nichtsprachlichen Zentrum im Gehirn verarbeitet und z.T. ‚eingefroren‘. Deshalb helfen rein verbale Interventionen, Strategien und Didaktik nur wenig oder gar nicht, weil die Erfahrungen und damit verbundenen Blockaden einen hohen emotionalen Anteil tragen. Dann braucht es eine schnell und zuverlässig wirkende Methode!
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