Stell dir vor, du bekommst die Aufgabe, dir selbst eine Weihnachtskarte zu schreiben. Kein weiteres Briefing, keine Vorgaben. Einfach nur: Karte schreiben und abschicken. Klingt simpel, oder?

Genau das war der Auftrag für eine Gruppe von Probanden in einer Studie der Motivationsforschung. Eine zweite Gruppe erhielt denselben Auftrag, allerdings mit einer Reihe von Zusatzaufgaben: Die Teilnehmenden sollten im Voraus planen, was genau sie schreiben wollten, ein vorgegebenes Motiv verwenden und festlegen, wann und wo die Karte verfasst werden sollte. Das Ergebnis: Die zweite Gruppe schickte deutlich öfter und zuverlässiger ihre Karte ab (71 %) als die Gruppe ohne Plan und Struktur (32%). 

VON DER ABSICHT ZUR HANDLUNG: WAS VOLITION BEDEUTET

Was banal klingt, zeigt in Wirklichkeit eine der wirksamsten Interventionen zur Unterstützung von Umsetzungskompetenz: Konkrete Planung. Wer sich vornimmt, irgendwann irgendetwas zu tun, bleibt häufig im Wunschstadium stecken. Wer dagegen klar festlegt, wann, wo und wie etwas passieren soll, verankert die Handlung mental und macht sie wahrscheinlicher. Dieser Effekt ist aus der Volitionsforschung gut belegt. Er basiert auf sogenannten “Implementierungsintentionen”, also ‚Wenn-Dann-Plänen‘, die helfen, Ziele in Handlungen zu übersetzen.

Volitionsforschung beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen ihre Ziele trotz innerer und äußerer Widerstände tatsächlich umsetzen. Während die Motivationsforschung fragt: „Was will ich?“, untersucht die Volitionsforschung: „Wie schaffe ich es, das auch wirklich zu tun?“ Es geht also um die Prozesse, die zwischen Zielsetzung und konkretem Handeln liegen – etwa Planung, Selbststeuerung, Überwindung von Aufschieberitis und das Dranbleiben bei schwierigen Aufgaben.

Erst ein konkreter Plan ebnet den Weg zum Ziel. 

WAS DAS FÜR LERNENDE BEDEUTET

Im Lernkontext lässt sich dieses Prinzip direkt anwenden. Lernende nehmen sich oft vor, „mehr zu lernen“ oder „endlich das Thema XY anzugehen“. Doch ohne konkrete Planung bleibt es meist beim Vorsatz. Wenn Lerncoaches dagegen mit ihren Klientinnen und Klienten detailliert herausarbeiten, wann genau gelernt wird, an welchem Ort, mit welchen Materialien und für wie lange, steigt die Umsetzung drastisch. Das Gehirn bekommt eine klare Handlungsanweisung statt einer vagen Absicht. Lernhandlungen werden dadurch wahrscheinlicher, verbindlicher und emotional weniger aufgeladen. Vor allem bei wiederkehrenden Aufgaben wie Vokabeltraining oder Textbearbeitung wirkt diese Vorgehensweise erstaunlich gut. 

Der Weg von A nach B - Motivation

DER BEDEUTSAME UNTERSCHIED: ZIELE UND PLÄNE

Um von A (Status Quo) nach B (Ziel) zu gelangen, braucht es einen durchdachten und realistischen Plan. Ziele sind nämlich schnell formuliert und leider auch schnell wieder vergessen. Anderes ist es mit der Entwicklung von  Plänen und einzelnen Zielschritten. Diese Vorgänge benötigt Zeit und Aufmerksamkeit. Ein wesentlich größeres neuronales Netzwerk ist involviert, um Teilschritte zu entwerfen, zu strukturieren und für die Zielerreichung zu überprüfen. Dadurch bleibt das Vorhaben besser in Erinnerung. Durchdachte und verbindliche Pläne binden uns Menschen an unser Ziel und zeigen den Weg dorthin auf.

Darüber hinaus reduziert ein klarer Plan innere Konflikte. Da die Disziplin bzw. Willenskraft über den Tag abnimmt, erleichtert ein klar definiertes Umsetzungsziel (für die Englisch-Klausur lernen) die Realisierung, vor allem wenn sich andere Freizeitideen (mit der Freundin shoppen gehen) melden. 

STRUKTUR ERLEICHTERT SELBSTSTEUERUNG

Der Einsatz visualisierter Planung kann helfen: etwa durch Wochenpläne, Lernzeiten mit konkreter Uhrzeit und Ort oder durch das Vorstellen typischer Lernsituationen. Gerade im selbstorganisierten Lernen ist diese Technik ein Schlüssel zur Selbststeuerung. Für Lernende ist es von Vorteil, nicht nur Ziele zu formulieren, sondern ihren Weg dorthin im Kopf durchzuspielen. Das gibt Sicherheit, reduziert Aufschiebeverhalten und macht den Lernalltag planbarer. Hier drei weitere Lerncoaching-Tipps. 

Tages-To-Do-Liste 

Täglich auf einem kleinen Notizblock die Vorhaben des Tages notieren. Das schafft einen Überblick, was an dem Tag ansteht und verpflichtet. Was erledigt ist, darf durchgestrichen werden. 

Tages-To-Dos - Ziele erreichen mit konkreten Plaenen
Hausaufgaben Pinnwand, Motivation - Lerncoaching Tipp

Aufgaben-Pinnwand 

Auf kleinen Blanko-Karteikarten Symbole für die einzelnen Fächer malen. Für die anstehenden Aufgaben nach der Schule die Fächer-Karten auf den Schreibtisch legen oder an die Pinnwand pinnen. Nach Erledigung kommt die jeweilige Karte wieder in die Schublade. 

Tagträumen  

Wer sich z.B. am Abend vor dem Schlafengehen vor dem inneren Auge vorstellt, was sie oder er am nächsten Tag erledigen will – so konkret wie möglich – ist klar im Umsetzungsvorteil. Das Gehirn bzw. das Erinnerungssystem ist dadurch wie ein Wecker programmiert. Die Tages-To-Do’s liegen intern als Kopie bereit und können leichter realisiert werden. 

Tagtraumen wie im Mentaltraining. Lerncoaching

WAS LERNCOACHES DARAUS MITNEHMEN KÖNNEN 

Für Lerncoaches bedeutet das: Ziele allein reichen nicht – auch nicht, wenn sie nach der SMART-Formel entwickelt wurden. Es braucht eine Transferstrategie mit konkreten Handlungsschritten. Die Weihnachtskartenstudie zeigt auf charmante Weise, dass schon kleine Strukturhilfen große Wirkung entfalten können. Wer den Lernprozess gemeinsam mit seinen Klientinnen und Klienten herunterbricht auf planbare, greifbare Schritte, legt den Grundstein für nachhaltige Umsetzungskompetenz.

Videokurs Woop, die Coachingmethode Ziele erreichen

WOOP – DIE MOTIVATIONSFORMEL

Die WOOP-Methode ist ein Produkt der Motivationsforschung (Prof. Gabriele Oetingen) und umfasst vier Schritte, um Wünsche zu überprüfen, Zielschritte zu entwerfen, Hindernisse zu entlarven und den Weg zum Ziel mit Wenn-dann-Plänen zu sichern. Diese Vorgehensweise bietet sich vor allem bei dem Wunsch nach Verhaltensänderungen an – z.B. ‚Regelmäßig Englisch üben‘. Ein leicht verständliches Tool, das jede Coaching- und Therapiepraxis entscheidend bereichert. 

Videokurs

WOOP – DAS GEHEIMNIS DES GELINGENS

Es gibt scheinbar unzählige Ansätze zu Motivation und Selbstkompetenz. Vieles ist bekannt: Intrinsische Motivation ist besser als extrinsische. Klare, wohlgeformt formulierte Ziele und Motive sind motivational von Vorteil. All dies reicht jedoch häufig nicht aus.

Was hilft der Motivation nun wirklich auf die Sprünge? Und was ist das Geheimnis des Gelingens?

Erfahre mehr darüber, was die Motivationsforschung entdeckt hat und wie einfach und doch hochwirksam die vier WOOP-Schritte in der Praxis wirken.

WOOP - Das Coaching-Tool als Videokurs

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