Leicht, stressfrei lernen ohne Frust und Schmerz! 

Viele Schüler*innen und Eltern wünschen sich genau das. Einige Lerncoaching-Angebote suggerieren sogar, dass Lernen immer leicht gehen kann. Manchmal scheint es fast, als wenn Kinder und Jugendliche dringend vor Niederlagen und Frustration geschützt werden müssen.

Doch ist das realistisch und erstrebenswert?

STOLPERN, HINFALLEN UND WIEDER AUFSTEHEN

Wenn Kinder laufen lernen, fallen sie zig mal hin und stehen unzählige Male wieder auf, bevor sie flink herumrennen können. Mal davon abgesehen, wie oft sie sich stoßen und blaue Flecken holen, bevor sie lernen, ihre Umgebung umsichtiger wahrzunehmen!

Und auch auf anderen Ebenen funktioniert nicht alles auf Anhieb. Es dauert viele Versuche lang, bis der Löffel in der eigenen Hand endlich zielsicher im Mund landet! Oder aus Bauklötzern ein stolz machender Turm entsteht. So entdecken Kinder auf motorischer Ebene ihre Selbstwirksamkeit.

Genauso ist es beim Ansammeln von Wissen und dem Erwerb der Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Manches davon erschließt sich schnell und verankert sich sofort, anderes dagegen benötigt etliche Wiederholungen, bis es endlich im Kopf gespeichert ist. Das sind natürliche Lernphasen auf kognitiver Ebene.

‚Wer Frust vermeidet, verhindert Wachstum.
Denn Selbstvertrauen erwächst aus Erfahrungen,
die sich nicht immer angenehm anfühlen.‘

DER WERT VON FRUST UND FEHLER

Bei genauerer Betrachtung stellt sich die Frage: gehören Schmerz, Stress und Frust nicht naturbedingt zu Lernprozessen dazu? Und stecken nicht genau in den Momenten des Scheiterns, Wiederaufstehens, Nochmalversuchens, Dranbleibens und Gelingens sehr bedeutsame Schritte für die Persönlichkeitsentwicklung?

JA, auf jeden Fall!

Denn wie sollte sich denn sonst Frustrationstoleranz, Selbstsicherheit und Resilienz entwickeln, wenn es nicht die Gelegenheiten gebe, mit Misserfolgen konfrontiert zu werden und Selbstwirksamkeit zu erleben!? Die innere Erkenntnis ‚ICH habe es geschafft!‘, kann in einem Menschen nur so erwachsen.

Und ein Growth Mindset entsteht nicht allein dadurch, dass man Kindern von außen Mut zuspricht, ihnen zuflüstert, dass man an sie glaubt, wie toll man sie findet und ihnen Stärkenkärtchen in die Brotdose legt.

NEIN!

Lernen funktioniert auf neuronaler Ebene hauptsächlich durch Erfahrungen (s. Beispiele oben) und Emotionen spielen dabei eine große Rolle. Diese Lernerfahrungen scheinen einer Art Naturgesetz zu folgen. Sie finden in Phasen statt, zu denen Fortschritte, Rückschritte und Demotivation gehören, bis sich Lernerfolge einstellen.

Kinder brauchen also neben der Chance in ihrem Tempo mit ihren individuellen Lernpräferenzen lernen zu können, auch die Möglichkeiten zu ‚Scheitern‘.

Für ihre Persönlichkeitsentwicklung ist wichtig, dass ihnen nicht alles auf Anhieb gelingt. Dazu gehört auch, dass ihnen Erwachsene bewältigbare Herausforderungen nicht abnehmen, um sie möglicherweise vor einer Frustration zu schützen! Denn nur mit diesen selbsterlebten Erfahrungen können sie sich selbst besser kennenlernen und Unterschiede wahrnehmen: ‚Was fällt mir leicht? Was liegt mir? Und was weniger oder gar nicht?‘

Kinder und Jugendliche können erst durch Herausforderungen Selbstwirksamkeit erfahren

WENN FRUSTERFAHRUNGEN FEHLEN

Kinder, deren Eltern Referate ausarbeiten oder ‚schwierige‘ Hausaufgaben machen, können keine Stress-Strategien entwickeln. Dadurch fehlt ihnen die Chance an den Herausforderungen zu wachsen und ‚Biss‘ zu entwickeln. Ihnen fehlen wichtige Überzeugungen wie: ‚Ich kann das schaffen! Und wenn nicht, probier‘ ich‘s noch einmal‘. Sie neigen dazu Herausforderungen zu verschieben oder unangenehme Situationen zu vermeiden.

Später im Studium stoßen Studierende, denen früher vieles abgenommen wurde oder denen Lernen in der Grundschule superleicht fiel, plötzlich an ihre Grenze. Der Stoffumfang ist größer, das Lernpensum höher und vorgegebene Strukturen fehlen. Das führt manchmal dazu, dass sie prokrastinieren oder sogar aufgeben, denn sie haben nicht gelernt, mit Hindernissen umzugehen. Ihnen fehlen innere Strategien, um mit frustrierenden Gefühlen wie Druck, Scham und Peinlichkeit umzugehen sowie Lösungen zu entwerfen, um die vermeindlichen Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

IST ES WIRKLICH FRUST, DER VERMIEDEN WERDEN SOLL?

Ob es wirklich die als unangenehm erlebten Emotionen sind, vor denen manche Erwachsene Kinder bewahren möchten? Ist das tatsächlich das eigentliche Thema?

Oder ist es der gesellschaftlich-kulturelle Blick auf Misserfolge?! Die Bewertungen, die es zu vermeiden gilt, weil eine 4 oder 5 mit Unzulänglichkeit gleichgesetzt und mit mangelhaft und ungenügend betitelt wird. In denen eine Gefahr für einen adäquaten Bildungsabschluss und eine gute berufliche Zukunft gesehen wird?!

Soll eine Niederlage um jeden Preis ausgeschlossen werden, weil das Image des Kindes und der Eltern dann leidet? Und eine Leistungsgesellschaft ausschließlich auf Erfolgserlebnisse ausgerichtet ist?

‚Ich wünsche dir den Mut Fehler zu machen
und die Kraft, es noch einmal zu versuchen.‘

POSITIVE FEHLERKULTUR

Als ich diesen Betrag schrieb, entdeckte ich auf Instagram bei Wiebke von Hinden, Lerncoach in Hamburg, diesen italienischen Spruch. Wie passend!

An vielen Stellen ist inzwischen glücklicherweise der Hinweis zu finden, dass FEHLER, wenn man die Buchstaben umstellt, HELFER daraus entsteht. Denn alles, was uns Menschen nicht auf Anhieb gelingt, macht uns wunderbar darauf aufmerksam, wo wir nach Nachjustieren können und wo uns noch Kenntnisse oder Erfahrungen fehlen.

Es ist eine Frage der Haltung, denn aus der ergibt sich unsere Perspektive!

Wenn nämlich unsere Kultur, samt der dazugehörenden Bildungseinrichtungen, Fehler willkommen heißen würden, mit einem auf die positiven Aspekte gerichteten Blick, bräuchte sich niemand mehr schlecht zu fühlen, wenn etwas, was wir bisher noch nicht konnten, nicht gleich gelingt. Das trifft vor allem auf unsere Kinder zu! Denn sie sind abhängig davon, wie wir Eltern und Lernbegleiter*innen  ihre Lernergebnisse bewerten und betiteln. Ihre Glaubensmuster entstehen durch die Umwelt, in der sie Leben.

‚Schule ist doch zum Lernen da und nicht
um alles auf Anhieb perfekt zu können.‘

DIE MACHT DER SPRACHE

Wenn Herausforderungen also zu einer gesunden Entwicklung dazu gehören, ist es meines Erachtens nicht passend, sie ‚schwierig‘ oder ‚schwer‘ zu nennen! Denn wenn Lernbegleiter*innen, Schülerinnen oder Auszubildende eine Aufgabe als schwierig betiteln, kann dies dazu führen, dass Unsicherheit entsteht, der Mut sinkt und eine Lernchance vermieden wird. Wie schade!

Deshalb rüttle ich in der Lerncoach-Ausbildung auch immer wieder dazu auf, auf die eigenen Formulierungen zu achten. Diese ‚Schwierigen Wörtchen‘ oder das ‚Problem-Vokabular‘ hat sich nämlich kulturell dermaßen im eigenen Hirn festgesetzt, dass diese Wörter in einer Geschwindigkeit unbewusst über die Lippen hopsen, ohne das Menschen es noch wahrnehmen. Sie scheinen so natürlich zur Kommunikation dazu zu gehören, dass sie selten hinterfragt werden. Die schwächende oder stärkende Wirkung von Sprache ist jedoch in vielen Studien nachgewiesen worden.

Es ist also wirklich relevant, wie Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen sprechen, denn dies hinterlässt Spuren in ihrem Glaubenssystem und entscheidet mit darüber, ob sie ein Fixed oder Growth Mindset (Statisches oder Flexibles Selbstbild) entwickeln.

Die Macht der Sprache im Lerncoaching und Elterncoaching

WIE KANN LERNEN LEICHTER GELINGEN?

In dieser Überschrift habe ich ‚leichter‘ anstatt ‚leicht‘ gewählt. Dieser kleine, jedoch feine und vielleicht banal erscheinende Unterschied macht eben DEN Unterschied aus. Weil Lernen eben nicht immer leicht geht und zu gehen braucht.

Allerdings darf Lernen natürlich leichtER gehen, wenn es vorher an der einen oder anderen Stelle mühsam war und hartnäckig zum Dauerstressthema wurde. Denn eine Lerntherapie, ein Lerncoaching, Reflexintegrations-, Life Kinetik oder Visualtraining können maßgeblich dazu beitragen, dass Lernen zukünftig LEICHTER gehen kann.

Im Lerncoaching werden zum Beispiel Lernblockaden aufgespürt und gelöst, innere Stärken aktiviert und individuell passende Strategien gefunden. Manchmal sind Lernblockaden auf emotionaler und kognitiver Ebene so fest und tief verankert, dass erst ein EmotionsCoaching Abhilfe schaffen kann. Wenn du Lerncoach oder Lerntherapeutin bist, schau unten, dort findest du Informationen zum Lerncoach MASTER-Modul LERNCOACHING MEETS EMOTIONSCOACHING.

Du bist ein Elternteil und suchst einen passenden Lerncoach? Dann schau doch mal im Lerncoach-Finder vorbei: LERNCOACH-FINDER

‚Wenn wir denken, etwas ist schwer, ist die Chance,
dass es wirklich schwer wird, ziemlich groß.‘

FAZIT

Lernen ohne Frust, Stress und Fehler – das klingt verlockend, doch genau diese Herausforderungen sind essenziell für die persönliche Entwicklung. Kinder (und Erwachsene) brauchen Erfahrungen des Scheiterns, um Frustrationstoleranz, Resilienz und ein Growth Mindset entwickeln zu können. Wer ihnen jede Schwierigkeit abnimmt, nimmt ihnen auch die Chance, über sich hinauszuwachsen.

Statt Fehler und Misserfolge zu vermeiden, ist wichtig eine positive Fehlerkultur zu fördern, die Mut macht, Neues auszuprobieren. Unsere Sprache spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie kann Lernprozesse entweder erleichtern oder erschweren. Und genau hier setzt Lerncoaching an – mit gezielten Methoden, die Lernende dabei unterstützen, Hindernisse als Entwicklungschancen zu begreifen und individuell passende Lernwege zu entdecken.

Wie siehst du das? 

Hinterlasse unten im Kommentarfeld gern deine Sichtweise und Erfahrung.

Herzliche Grüße
von Farida

Lerncoach MASTER-Modul

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