Viele Leseanfänger:innen quälen sich und wollen nicht Lesen üben. Das kann viele Konsequenzen haben, denn es ist eine Basiskompetenz. Sie hängen hinterher, können Arbeitsaufgaben nicht schnell genug und nur unvollständig erfassen, fühlen sich dadurch minderwertig und entwickeln blockierende Glaubenssätze, vermeiden das Lesen noch mehr und zu Hause gibt es Stress, weil Lesenüben zum Streit führt. Lesenlernen kann also zu einem bedeutsamen und sensiblen Thema werden.

  • Mögliche Ursachen
  • 10 Lesetipps für zu Hause
  • Buchtipp
Lesetipp im Lerncoaching

MÖGLICHE URSACHEN

Leider wird sehr selten berücksichtigt, dass eine Winkelfehlsichtigkeit oder andere Wahrnehmungsstörung vorliegen könnte.

Beim Sehen erfassen beide Augen ein Einzelbild, das im hinteren Bereich des Gehirns zu einem Bild zusammengefügt wird. Normalerweise liefern die Augen zwei exakt gleiche Bilder, die perfekt zu einem verschmelzen. Bei einer Winkelfehlsichtigkeit mit voller Sehstärke, steht ein Auge in einem etwas anderen Winkel, so dass diese beiden Bilder beim Zusammenfügen im Gehirn nicht übereinander passen. Auch das dreidimensionale Sehen kann dadurch eingeschränkt sein. Das führt dazu, dass es beim Lesen viel länger dauert die einzelnen Buchstaben und Worte zu erlesen. Außerdem kostet es viel Energie, den Sinn des mühevoll Gelesenen zu erfassen und ermüdet die Lesenden schnell.

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Die Winkelfehlsichtigkeit kann übrigens so minimal sein, dass sie von außen kaum oder gar nicht auffällt. Manchmal rutscht bei Müdigkeit ein Auge etwas weg oder jemand hat einen leichten „Silberblick“. Ein ziemlich eindeutiges Indiz ist jedoch, wenn jemand häufig irgendwo gegenstößt oder etwas umkippt. Häufig wird das als tollpatschig abgetan. Dahinter liegt jedoch, dass die Winkelberechnung nie 100% korrekt ist und deshalb beim Greifen über den Tisch „ver-sehentlich“ das Glas umgestoßen wird. Auch Ballspiele machen den betroffenen Personen keinen Spaß. Nicht, weil sie sich nicht gern bewegen, sondern weil sie danebengreifen oder den Ball mit dem Schläger nicht exakt treffen.

Augenärzte berücksichtigen das oft nicht. Wird die Winkelfehlsichtigkeit erkannt, wird meist eine Prisma-Brille verordnet oder sogar eine OP empfohlen. Dabei werden die Augenmuskeln gekürzt/verlängert. Einige Optometristen/Orthoptisten haben sich auf Augentrainings/Viualtraining spezialisiert, denn da unsere Augen von Muskeln gehalten und bewegt werden, kann man der Winkelfehlsichtigkeit gut mit einem speziellen Training entgegenwirken. So lernt das Gehirn und koordiniert die Augen zukünftig anders. Als Betroffene favorisiere ich das Augentraining, denn einige Zeit nach der OP steuerte mein Gehirn mein ’schwächeres‘ Auge wieder in die alte, bekannte Position. Das Augentraining dagegen ist leicht jeder Zeit durchführbar und zeigt viel bessere Wirkung.

10 LESETIPPS FÜR ZU HAUSE 

  • Die Lesetipps findest du unten als pdf zum Downloaden
  • Ein Buchtipp ist auch dabei

1. TEXTE BEARBEITEN

Vor allem, wenn ein Problem mit den Augen vorliegt, empfiehlt es sich leichte Anfängertexte zu kopieren und den Zeilenabstand zu vergrößern, so dass die Augen die Worte und Zeilen leichter erfassen können.

2. LESEHILFE

Viele Kinder nehmen ganz automatisch einen Finger und führen ihn von Wort zu Wort. Das isteine prima Idee, weil der Finger die Augen lenkt. Besser ist noch ein Lineal, das unter die zu lesende Zeile gelegt wird und die drunterliegende abdeckt. Und am optimalsten ist eine Lesehilfe selbst zu basteln. Sie sieht wie ein Winkel von Handwerkern aus und verdeckt zusätzlich das nächste Wort, so dass das zu lesende Wort leichter erfasst werden kann.

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3. SPANNEND & INTERESSANT

Ich empfehle Bücher oder Texte zu wählen, mit Inhalt, den die Kinder interessant oder spannend finden. Ganz viel vorlesen und an den spannenden Stellen enden (wie in Serien). Das hat schon einige Kinder dazu gebracht, das Buch anschließend selbst in die Hand zu nehmen. Auch altersgerechte Witze abwechselnd vorlesen, mit dem Ziel die anderen zum Lachen zu bringen, kann motivieren. Die Büchereien sind dafür die besten Quellen.

4. TANDEM LESEN

Gemeinsam macht vieles mehr Freude! Abwechselnd vorlesen und durch Klopfen den Wechsel anzeigen. So kann das Kind selbst entscheiden, wie viel es am Stück lesen kann und möchte. Wenn die Lese-Sicherheit zunimmt, werden die Abschnitte automatisch länger.

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5. CHORLESEN

Hierbei wird gemeinsam in einer Gruppe wie ein Chor in einem langsamen Tempo gelesen. Kinder, die noch stockend lesen, folgen mit dem Finger und sprechen alles mit, was sie erlesen können.

6. KLEINE HÄPPCHEN & SELBST-CHECK 

Vor allem, wenn das Lesen nicht so flüssig funktioniert und Mühe bereitet, braucht es das Üben in kleine Häppchen einzuteilen. Mit kurzen Einheiten beginnen z.B. 3 Minuten (Timer stellen) und erst allmählich steigern.

Ein Tracker zum selbst Abstreichen fördert die Selbstorganisation. Für jedes Üben trägt das Kind ein Kreuz ein. Das Geschaffte zu visualisieren tut gut und motiviert.

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7. AUGEN ENTSPANNEN

Auch wenn kein Augenproblem vorliegt, kann es zu Beginn für Leseanfänger:innen ganz schön anstrengend werden. Die Augen springen mühevoll von Buchstabe zu Buchstabe und das Gehirn muss daraus ein Wort basteln. Puhhh. Deshalb zwischendurch eine kurze Pause einlegen und vielleicht sogar eine Augenentspannung machen. Dafür z.B. eine halbe Minute lang die Augen schließen oder Augen palmieren (Anleitung oben in der Akademie). Das bringt gleichzeitig den Geist etwas zur Ruhe.

8. VISUALISIERUNGS-TRAINING

Sichere Leser:innen erlesen ein Wort nicht mehr Buchstabe für Buchstabe, sondern das Auge erfasst in Millisekunden das gesamte Wort. Dafür ist mit der Zeit ein großes Visuelles Wörterbuch im Kopf entstanden, so dass wir flüssig lesen können. Bei Leseanfängern wird dieses Wörterbuch erst angelegt und täglich erweitert.

Um das Worte dort als schnell zu erkennendes Wortbild abgespeichert werden können, braucht es eine visuelle Lernstrategie (Bildschirm-Technik). Ideal wäre von der 1. Klasse an, Schüler:innen diese Strategie beizubringen, denn das erleichtert ihnen die gesamte Lernzeit. Ein Lerncoach kann diese Lernstrategie vermitteln.

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ACHTUNG: Kinder können nur Worte erlesen, dessen Bedeutung sie verstanden und verinnerlicht haben! Das wird sehr häufig vergessen. Selbst einfache Worte wie ‚davor‘ oder ’neben‘ können eine Schwierigkeit darstellen. Die Bedeutungserfassung kann z.B. mit Gegenständen, Knete, Zeichnungen und/oder Bewegung im Raum erlebbar gemacht werden. Erst dann kann das Wort im Text flüssig ‚erkannt‘ werden.

9. GEFÜHLE & GEDANKEN 

Wir Menschen sind in Lernsituationen, also wenn wir etwas noch nicht können, SEHR sensibel! Kritik schwächt und beschämt uns sofort, jedenfalls die meisten Menschen, egal welchen Alters. Kinder neigen dann dazu, sich zu verweigern. Nicht, weil sie nicht wollen (wir alle wollen erfolgreich sein), sondern weil sie es NOCH nicht können.

NOCH ist dafür das Zauberwort: „Bitte hab Geduld. Du kannst das NOCH nicht so gut und kannst das lernen.“ Verständnis ausdrücken, dass sich das NOCH nicht gut anfühlt, weil es NOCH nicht flüssig geht. NOCH tröstet ein wenig und macht zuversichtlich, weil es impliziert, dass es einen Weg der Entwicklung gibt.

Wertschätzung wirkt wie Vitamine. Wenn der Blick darauf gerichtet wird, was das Kind an Mühe und Einsatz investiert, was bereits gelungen ist und dies mit Worten anerkannt wird, fühlt sich das Kind gesehen und verstanden. Das stärkt und motiviert dazu, weiterzumachen, durchzuhalten und an sich zu glauben.

Falls die Lese-Motivation jedoch schon so im Keller ist und sich hinderliche Glaubenssätze wie „Ich kann das nicht. Lesen ist zu schwer für mich.“ eingenistet haben, dann kann ein Emotions-Coaching die emotionalen und gedanklichen Blockaden lösen, damit sich das Gehirn entspannt, wieder aufnahmefähig ist und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten neuen Mut schenkt.

10. VORBILD SEIN & NUTZEN

„Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“, soll wohl Karl Valentin gesagt haben. In vielerlei Hinsicht stimmt das sicherlich. In Bezug auf das Lesenüben kann helfen und motivieren, wenn Kinder ihre Eltern auch lesen sehen.

Falls Eltern z.B. aus Zeitgründen selbst nicht lesen, kann einen Alltagstransfer die Lesemotivation anfeuern. In einer entspannten Zeit gemeinsam ein Brainstorming machen und den Nutzen des Lesenkönnens sammeln (ohne gleich zu kommentieren!). Am besten alle Ideen und Gedanken dazu notieren und gemeinsam überlegen, welche Nachteile sich durch das Nichtkönnen und welche Vorteile sich durch das Können ergeben.

BUCHTIPP

Nicole, Lerntherapeutin und Lerncoach, hat folgendes Buch dazu empfohlen.

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10 LESETIPPS ALS DOWNLOAD

Lade dir hier die 10 Lesetipps runter und gebe sie z.B. an Eltern weiter.

10 Lesetipps im Lerncoaching – Lerntipps vom Lerncoach

AUGEN UND IHRE UNBEACHTETEN PROBLEME

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